Ich habe heute fünfzig Leben gerettet. Also circa fünfzig Schnecken beim Überqueren der Erzbahntrasse vorm Zerquetschtwerden durch Fahrradfahrer gerettet. Und mache jetzt ersmal ne kleine Pause mit meinen neuen Freunden. Und lasse mich vollschleimen.
Ich frage mich übrigens grade, ob es früher, also in meiner Kindheit, also in den Siebzigern oder frühen Achtzigern, hier im Ruhrgebiet weniger Schnecken mit Häuschen gab als heute ? Ich kann mich eigentlich fast nur an Nacktschnecken erinnern.
Und nun noch ein passendes Gedicht:
Als Kind wusste ich:
Jeder Schmetterling
den ich rette
Jede Schnecke
und jede Spinne
und jede Mücke
jeder Ohrwurm
und jeder Regenwurm
wird kommen und weinen
wenn ich begraben werde
Einmal von mir gerettet
muss keines mehr sterben
Alle werden sie kommen
zu meinem Begräbnis
Als ich dann groß wurde
erkannte ich:
Das ist Unsinn
Keines wird kommen
ich überlebe sie alle
Jetzt im Alter
frage ich: Wenn ich sie aber
rette bis ganz zuletzt
kommen doch vielleicht zwei oder drei?
(Erich Fried – „Zu guter Letzt“)